SABINE BECKER
amblaufendenband
Sabine Becker (Konstanz) zeigt ihre
cobaltblauen Pigmentarbeiten.
Vernissage
7. September 2006 ab 18.30 Uhr.
Laudatio: Siegmund Kopitzki, Kulturredakteur
Die Künstlerin ist anwesend.*
*zudem noch an folgenden Samstagen:
23. September, sowie 14. Oktober 2006 jeweils 11-16
Uhr
und an der Museumsnacht Hegau-Schaffhausen
Samstag, 23. September, 18-01Uhr
SHN vom Montag 25.
September 2006, Region
Öffnungszeiten:
8. September bis 27. Oktober 2006, Di - Fr 14-18 und Sa 10 - 16 Uhr
SHN, Donnerstag 5. Oktober 2006, Region
Blaue Akkorde und Geschichten vom Horizont
Sind es blaue Träume, ist es die Sehnsucht nach dem Meer, dem Himmel? Sabine Becker präsentiert in der «Galerie O» lauter Bilder in Kobaltblau.
Von Edith Fritschi
«Es liesse sich denken», schrieb der Dichter Rilke aus Paris an seine Frau Clara 1907, «dass jemand eine Monografie des Blaus schriebe, von dem dichten wachsigen Blau der pompeijanischen Wandbilder bis zu Chardin und weiter bis Cezanne». Die Künstlerin Sabine Becker aus Konstanz ist seit langem fasziniert von der Farbe Blau, der Farbe des Himmels, des Wassers, der Tiefe, der Ferne, der Sehnsucht. Der Süden ist blau», meint denn auch der Maler Ben Vautier.
Fast eine Sinfonie in Blau
Es ist Kobaltblau, das Sabine
Becker fesselt. Leuchtendes Kobaltblau. Das Besondere an diesem Pigment ist
seine extrem intensive Farbe und Strahlkraft. So wird die «Galerie O» zum blauen
Salon, in dem die einzelnen Bilder zu klingen beginnen und sich zu blauen
Akkorden, Klangfolgen und einer Sinfonie verdichten. Nur auf den ersten Blick
scheinen Beckers Arbeiten fast identisch. Beim genauen Hinsehen bemerkt man die
feinen Unterschiede in den tiefblauen «Explosionen», die man auch als Reverenz
an Yves Klein verstehen könnte. Becker zeigt einzelne monochrome Blaubilder,
doch die meisten ihrer Werke wirken plastisch, reliefartig, beinahe
dreidimensional, und die raue Oberflächenstruktur lässt die Farbe je nach
Lichteinfall anders wirken. Die Malerin, die aus Lübeck stammt und seit vielen
Jahren am Bodensee lebt, setzt mit senkrechten Stäben aus dunkler Farbe
rhythmisch vertikale Akzente, die jedes Bild zu einem kleinen Musikstück machen.
Schicht um Schicht trägt sie die Vertikalen, die aus der Verkrustung des
gebundenen Pigments entstehen, auf die Bilder, die sie zu einer Serie reiht, aus
der eine sich leicht bewegende Welle entsteht. Dahinter kauert der ferne
Horizont, der sich neigt; das Blau wird zum geerdeten Himmel, in dem Uwe Kolbes
Satz «Wer nach dem Blau fragt, der meint das ganze Leben» mitschwingt.
Es muss, wer jahrelang blau malt, davon besessen sein. Sabine Becker ist es, und
sie hat, in der Vielfalt der Blautöne, ihr eigenes Blau gefunden: Kobaltblau.
Nicht Preussischblau, Indigo oder Azur und nicht die Königin des Blaus, das
teurere Ultramarin aus dem Lapislazuli, mit dem die privilegierten Maler des
Mittelalters die Himmel gotischer Kathedralen schmückten und edle Mäntel malten.
Nein, Sabine Becker hat sich für Kobaltblau entschieden und öffnet damit blaue
Räume, in denen geträumt werden darf: von der «Blauen Blume» des Romantikers
Novalis, von Benns «Südwort blau» und dem «blauen Klavier» der
Else-Lasker-Schüler. Oder man denkt sich fort und hinein in den Duftkosmos von «l'heure
bleue», dem Parfum, das Jean Paul Guerlain schuf, weil ihn die Verliebtheit in
den blauen Horizont dazu inspirierte.
Kunstgeschichtliche Tradition
Mit ihrer Ausstellung stellt sie sich in die kunsthistorische Tradition. Die Malerei in mittelalterlichen Büchern zeugt ebenso von der Faszination des Blaus wie die Bilder der Impressionisten Pablo Picasso oder Wassily Kandinsky, der Blaus als die typisch himmlische Farbe bezeichnet und von der «Neigung des Blaus zur Vertiefung» spricht. Und bis heute lassen sich viele Künstler durch diese Tiefen treiben. Auch Sabine Becker tuts, und sie lässt daraus Kurzgeschichten entstehen, in denen man versinken, auftauchen und aus denen man wieder weggehen kann. So wie Rolf Dieter Brinkmann: «Wer hat gesagt, dass so was Leben ist? Ich gehe in ein anderes Blau.»
Die Ausstellung in der «Galerie O» dauert noch bis zum 27. Oktober. Sabine Becker ist am Samstag, 14. Oktober, ab 11 Uhr in der Galerie anzutreffen. Literatur zum Thema: u. a. «Das Blaue Buch». Herausgegeben von Angelika Lochmann und Angelika Overath. Verlegt bei Greno, Nördlingen.
Alles blau in diesen Räumen: Sabine Becker stellt in der «Galerie O» aus.
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