KUNST UND SEHEN                                      KUNST UND SEHEN

 

SABINE BECKER

amblaufendenband
Sabine Becker (Konstanz) zeigt ihre cobaltblauen Pigmentarbeiten.

     Vernissage 7. September 2006  ab 18.30 Uhr.  
Laudatio: Siegmund Kopitzki, Kulturredakteur
Die Künstlerin ist anwesend.*

  

    *zudem noch an folgenden Samstagen:
23. September, sowie 14. Oktober 2006 jeweils 11-16 Uhr

und an der Museumsnacht Hegau-Schaffhausen



Samstag, 23. September, 18-01Uhr
 

SHN vom Montag 25. September 2006, Region

 

Farben, Kunst und starke Worte
Am Ende der Museumsnacht wünschte man sich nur eines: dass es das nächste Mal zwei Nächte seien.
 
Von Alfred Wüger
 
Auch die sechste Durchführung der Museumsnacht war ein grenzüberschreitender Grosserfolg. «Es hat sehr viele Deutsche», sagte eine Platzanweiserin im Stadttheater. Dieser Stimmungsbericht beschränkte sich lediglich auf einige wenige Orte in der Stadt Schaffhausen. Fangen wir an, wo man Kunst im Grunde genommen sonst nicht findet: im «Haus zur Wirtschaft» beispielsweise. Hier projizierten die Burtscher Brothers mit Spielzeugtieren und Bürorequisiten gestellte Szenen zu bekannten Kinofilmen auf die Wand, jetzt gerade drei an den Schwänzen zusammengebundene, auseinander strebende Löwen: «Idioten». Wein und Brot für die Gladiatoren gabs an der «Vinobar». Bei Gretener Blumen am Fronwagplatz präsentierte der US-amerikanische Künstler Ray Levi farbige Lichtprojektionen, kombiniert mit sphärischen Klängen. Die Menschen wurden hier zu Silhouetten.
 
Nicht weit war es in die Krummgasse, wo Carlo Domeniconi und Markus Häberli in ihrem Atelier in die Kunst und die Finessen des Kupferstechens einführten. Ein absolutes Highlight! «Dämm seit me <wüsche>», sagte Domeniconi und nahm mit dem Handballen die überschüssige Farbe von der Druckplatte. Handwerk begeistert. Daher kein Wunder, dass hier die Leute, Prominenz inklusive, bisweilen so dicht um die Druckpresse standen, dass die Künstler diese kaum noch bedienen konnten. Bei der Installation von Peter Trachsel in der Repfergasse 26 war man dann für sich, intimes Tête-à-tête mit einer gelben Bockleiter. In der Galerie O an der Vorstadt - hier herrschte eine gelöste familiäre Stimmung - waren alle Exponate kobaltblau. Geschaffen hatte sie Sabine Becker, eine Malerin, die am Bodensee lebt. Nun war es Zeit für das gesprochene Wort. Im Stadttheater machte Rolf C. Müller erfolgreich improvisiertes Kabarett, im selben Haus, auf der grossen Bühne, begeisterten Ralf Schlatter und Anna-Katharina Rickert alias «schön&gut» mit einem sehr starken, politischen Kurzprogramm, und auf der an der Schifflände vertäuten MS Arenenberg bot das MoMoll-Theater eine sich durch die Jahrhunderte bohrende Textcollage zum Thema Berge, Löcher, Tunnel. Wer sich nach so vielen Worten nach Ruhe sehnte, war im Atelier Rhyhalde bei Brigitte Bircher richtig. Seit einem Jahr unterhält die Malerin und Keramikerin hier ihr Atelier.
Insgesamt nahmen an der diesjährigen Museumsnacht etwas weniger Personen teil, wie Pojektleiterin Angelika Huth-Müller ausführte. Höhere Besucherzahlen gab es aber zum Beispiel in Thayngen und im Städtischen Kunstmuseum Singen.



Öffnungszeiten:
8. September bis 27. Oktober  2006, Di - Fr 14-18 und Sa 10 - 16 Uhr

SHN, Donnerstag 5. Oktober 2006, Region

Blaue Akkorde und Geschichten vom Horizont

Sind es blaue Träume, ist es die Sehnsucht nach dem Meer, dem Himmel? Sabine Becker präsentiert in der «Galerie O» lauter Bilder in Kobaltblau.

Von Edith Fritschi

«Es liesse sich denken», schrieb der Dichter Rilke aus Paris an seine Frau Clara 1907, «dass jemand eine Monografie des Blaus schriebe, von dem dichten wachsigen Blau der pompeijanischen Wandbilder bis zu Chardin und weiter bis Cezanne». Die Künstlerin Sabine Becker aus Konstanz ist seit langem fasziniert von der Farbe Blau, der Farbe des Himmels, des Wassers, der Tiefe, der Ferne, der Sehnsucht. Der Süden ist blau», meint denn auch der Maler Ben Vautier.

Fast eine Sinfonie in Blau

Es ist Kobaltblau, das Sabine Becker fesselt. Leuchtendes Kobaltblau. Das Besondere an diesem Pigment ist seine extrem intensive Farbe und Strahlkraft. So wird die «Galerie O» zum blauen Salon, in dem die einzelnen Bilder zu klingen beginnen und sich zu blauen Akkorden, Klangfolgen und einer Sinfonie verdichten. Nur auf den ersten Blick scheinen Beckers Arbeiten fast identisch. Beim genauen Hinsehen bemerkt man die feinen Unterschiede in den tiefblauen «Explosionen», die man auch als Reverenz an Yves Klein verstehen könnte. Becker zeigt einzelne monochrome Blaubilder, doch die meisten ihrer Werke wirken plastisch, reliefartig, beinahe dreidimensional, und die raue Oberflächenstruktur lässt die Farbe je nach Lichteinfall anders wirken. Die Malerin, die aus Lübeck stammt und seit vielen Jahren am Bodensee lebt, setzt mit senkrechten Stäben aus dunkler Farbe rhythmisch vertikale Akzente, die jedes Bild zu einem kleinen Musikstück machen. Schicht um Schicht trägt sie die Vertikalen, die aus der Verkrustung des gebundenen Pigments entstehen, auf die Bilder, die sie zu einer Serie reiht, aus der eine sich leicht bewegende Welle entsteht. Dahinter kauert der ferne Horizont, der sich neigt; das Blau wird zum geerdeten Himmel, in dem Uwe Kolbes Satz «Wer nach dem Blau fragt, der meint das ganze Leben» mitschwingt.
Es muss, wer jahrelang blau malt, davon besessen sein. Sabine Becker ist es, und sie hat, in der Vielfalt der Blautöne, ihr eigenes Blau gefunden: Kobaltblau. Nicht Preussischblau, Indigo oder Azur und nicht die Königin des Blaus, das teurere Ultramarin aus dem Lapislazuli, mit dem die privilegierten Maler des Mittelalters die Himmel gotischer Kathedralen schmückten und edle Mäntel malten. Nein, Sabine Becker hat sich für Kobaltblau entschieden und öffnet damit blaue Räume, in denen geträumt werden darf: von der «Blauen Blume» des Romantikers Novalis, von Benns «Südwort blau» und dem «blauen Klavier» der Else-Lasker-Schüler. Oder man denkt sich fort und hinein in den Duftkosmos von «l'heure bleue», dem Parfum, das Jean Paul Guerlain schuf, weil ihn die Verliebtheit in den blauen Horizont dazu inspirierte.

Kunstgeschichtliche Tradition

Mit ihrer Ausstellung stellt sie sich in die kunsthistorische Tradition. Die Malerei in mittelalterlichen Büchern zeugt ebenso von der Faszination des Blaus wie die Bilder der Impressionisten Pablo Picasso oder Wassily Kandinsky, der Blaus als die typisch himmlische Farbe bezeichnet und von der «Neigung des Blaus zur Vertiefung» spricht. Und bis heute lassen sich viele Künstler durch diese Tiefen treiben. Auch Sabine Becker tuts, und sie lässt daraus Kurzgeschichten entstehen, in denen man versinken, auftauchen und aus denen man wieder weggehen kann. So wie Rolf Dieter Brinkmann: «Wer hat gesagt, dass so was Leben ist? Ich gehe in ein anderes Blau.»

Die Ausstellung in der «Galerie O» dauert noch bis zum 27. Oktober. Sabine Becker ist am Samstag, 14. Oktober, ab 11 Uhr in der Galerie anzutreffen. Literatur zum Thema: u. a. «Das Blaue Buch». Herausgegeben von Angelika Lochmann und Angelika Overath. Verlegt bei Greno, Nördlingen.

Alles blau in diesen Räumen: Sabine Becker stellt in der «Galerie O» aus.

 

 

       

   

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