Vernissage
4. JUNI 2009 19-21Uhr

Die Künstlerin und der Künstler sind anwesend.
Laudatio: PhD. Prof.em Paolo Knill - spielend auf dem KoTaMo (japanische Zither)

Ausstellungsdauer 5. Juni bis 8. August 2009
Die Künstler sind an den Samstagen von 13.00 - 16.00 Uhr anwesend.
Am 13. und 27. Juni liest Beatrix Schären um 15.00 Uhr aus ihrem neuen Buch: "am liebsten barfuss".

Am 6./7. und am 13./14. Juni können Sie einen Waldspaziergang der besonderen Art machen.
"Bäume, Felsen, Moos - und die Stühle der Märchenerzählerin" gestaltet von Beatrix Schären.
Vom Schloss Herblingen Richtung Osten zu den kleinen Weihern,
dem Bächlein entlang gegen den Schiessstand und wieder hinauf zum Schloss.

GALERIE O – Vorstadt 34  - Eingang Webergasse 58
CH-8200 Schaffhausen.

Öffnungszeiten: MO-FR 13.30-18 SA 10-16 Uhr   
oder nach telefonischer Vereinbarung unter

0041 (0)52 761 24 81
         

www.galerieo.ch –  e-mail: a_hoegger@bluewin.ch
 

 

SHN, 11.06.2009

Über den Versuch eines künstlerischen Dialogs

Zur Eröffnung der aussergewöhnlichen Doppelausstellung von Beatrix Schären und Herbert Stehle in der Galerie O, Ecke Vorstadt Webergasse, kamen sehr viele interessierte Kunstbetrachtende. Man musste gar aufpassen, wem man auf die Füsse trat und wem nicht.

Nachdem die Besucherinnen alle einmal durch die engen, feinen Räumlichkeiten hatten wandeln dürfen und so schon einen ersten Eindruck zur Ausstellung gewonnen hatten, begrüsste Galerist Albert Högger die Künstler und ihre Gäste. Die Laudatio hielt Professor Paolo Knill, der sein extravagantes Instrument, eine KoTaMo (japanische Zither) mitgebracht hatte und zu einem späteren Zeitpunkt ausdrucksvoll bespielte. Zu den Werken der beiden Künstler fiel ihm Gemeinsames wie Gegensätzliches auf. Herbert Stehle baut, sägt, schneidet Häuser aus Holz oder giesst sie aus Beton in Formen oder Eisen. Er sagt zu seinen Häusern: «Sie sind Symbol für die Köpfe der Menschen. Denn in Häusern passieren, wie in Köpfen, die wichtigsten Dinge im Leben eines Menschen.» Beatrix Schären hatte in ihrer vielseitigen Schaffenszeit einmal eine kurze Häuserphase. Sie malte Häuser im Fluss, im Nebel oder im Wasser ohne Bootssteg. «Diese verflüssigte Besiedelung stellt das verfestigte Ansiedeln von Gewohntem in Frage und fordert neue Vorstellungen heraus. Bei Herbert Stehle verdecken die Gebäude jede Äusserung des Eingewohnten, wir sind aufgerufen, das feinstoffliche Ausarbeiten des Innenraums selbst zu leisten, bis es vielleicht aus dem Rahmen bricht», inter-pretierte Paolo Knill in seiner Laudatio. Und weiter: «Der Kontrapunkt im Werke-Duett dieser Ausstellung liegt in einer gegensätzlichen Bewegung in der Bildbegegnung. Schärens Bilder bringen uns zum geschichtlichen Kern der vielschichtig erschlossenen Bildfläche. Stehles Skulpturen hingegen bringen uns zum Bild einer gestalteten Geschichte, seiner künstlerischen Forschung nach dem Kern der Dinge.» Beatrix Schären stellt in dieser Ausstellung Ölgemälde in satten Farben mit vielen Schichten, kleine Aquarelle mit leichtem Pinselstrich und einfachen, verspielten Symbolen und Zeichen aus. Zu ihren Zeichnungen, die Menschen als leidende Gestalten zeigen, die druckvoll bis kratzig gezeichnet sind mit kurzem Bleistiftspitz, erklärte sie: «Ich musste sie so zeichnen, damit man ihre Verletzlichkeit und ihre Zerbrechlichkeit sieht.» Fazit: Was also auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, ergänzt sich oder bricht etwas ab oder auf, lässt in diesen Ausstellungsräumen über Grenzen hinweg einen sinnlichen Dialog entstehen. Man muss sich nur etwas Zeit und Ruhe für die Betrachtung dieses Dialogs zwischen den Werken oder für die einzelnen Werke an sich nehmen. Es lohnt sich. Bea Will

 

SHN, 05.06.2009

Mit Feen aus Filz im dunklen Wald

Eine ungewöhnlich produktive und in Schaffhausen wieder zu entdeckende Künstlerin führt Interessenten auf einem Rundgang im Herblinger Schlossholz in einewunderliche Märchenwelt.

von Martin Schweizer

Sie sitzt an diesem Vormittag auf der Terrasse und blickt scheinbar seelenruhig auf den Rhein. Die Sonne scheint prächtig, es ist schon recht warm, doch die seltsame Dame trägt einen Mantel, als wäre ihr kalt ums Herz. Sie ist aus Filz. Und wird an einem der nächsten sonnigen Wochenenden im Wald anzutreffen sein, hinter dem Schloss Herblingen in einem der schönsten Naturschutzgebiete in Stadtnähe.

Keine «Kunstinstallation»

Die Filzfrau gehört zusammen mit Filzüberwürfen, Filzstiefelchen und Filzstühlen zu einer Produktion der in Schleitheim aufgewachsenen Malerin Beatrix Schären. Filz ist ein bei Kunstschaffenden beliebtes Material, man denkt ja auch gleich an Beuys. Unsere Künstlerin winkt aber ab, ihre skurrilen und eher zufällig entstandenen Filzsachen betrachtet sie nicht wirklich als Kunst. Es ist für sie eher eine Spielerei, eine Art therapeutisches Handwerk. Eine «Kunstinstallation» im Wald zu lancieren liegt ihr fern, sie möchte interessierte Leute ganz einfach und ohne bedeutungsschwangere Hintergedanken zu einem «Waldspaziergang der besonderen Art» einladen.

Spannender Dialog

Auf Wanderungen mit ihrem Mann hat Beatrix Schären den aussergewöhnlichen Wald schon vor Jahren entdeckt. Nun will sie mit ihrem eigenwilligen Kontrastprogramm auf die hier noch «weitgehend unversehrte Natur» aufmerksam machen. Ein «Dialog» zwischen den dreissig Objekten und der Natur könnte, glaubt Beatrix Schären, spannend und anregend sein.

Grosses Echo für Filzfrauen

Ermutigt zu dieser auf zwei Wochenenden beschränkten Aktion wurde Beatrix Schären auch durch Ausstellungen im italienischen Vogogna bei Domodossola und in Graz. Dort stiessen die ebenso bunten wie verschrobenen Filzfrauen auf ein grosses Echo. Sind es Hexen, sind es Feen? Es gibt die Sommerfrau im Blumenmantel, es gibt die Winterfrau, die sich duckt, den Frühling erwartend. Es gibt Gorgo, die Mutter mit ihrem steinernen Gesicht. Wie die Filzfrauen kamen auch die eigenartigen Stühle, die Beatrix Schären gewissermassen im Rohzustand jeweils im Brockenhaus erstanden hat, ausserhalb unserer Region gut an. Die Filzsessel wurden vom Publikum geschätzt, zumal man auf ihnen auch Probe sitzen kann; die Stühle sind stabil, sofern sie nicht, wie jetzt im Schlossholz, auf einem weichen Waldboden stehen und dann vielleicht umkippen. Beatrix Schären schliesst die im Prozess ihres Schaffens ohnehin nur nebenherlaufende Filzphase mit der Aktion in Herblingen ab. Sie wird jetzt wieder ausschliesslich malen, zeichnen, schreiben, leidenschaftlich, kämpferisch, Tag für Tag, möglichst ohne Unterbruch. Die heute 69-jährige, in Feuerthalen wohnhafte Künstlerin verfügt über eine unglaubliche Kreativität. Sie hat, meint man, nur Ölfarbe, Papier, Leinwand im Kopf, seit ihrer Kindheit auf dem Lande muss das so gewesen sein. Was sie dabei genau denkt, was sie lenkt – man weiss es nicht; sie improvisiert gewiss auch, lässt sich wie ein träumendes Kind treiben, schöpft irgendwie aus der Tiefe, vermutlich auch aus unbewussten Quellen.

Das letzte Mal vor Jahrzehnten

«Mein ganzes Sinnen ist auf das Malen gerichtet, auch wenn ich Haushaltarbeit mache, ein Buch lese und wohl sogar wenn ich schlafe», schreibt sie in einem ihrer Tagebüchern. Im Atelier und anderswo stapeln sich inzwischen Hunderte von gross- und kleinformatigen Bildern, filigrane Miniaturen, dann wieder kraftvolle und mehrere Quadratmeter grosse Gemälde. Man sollte sie sortieren, einordnen, katalogisieren, vor allem aber: ausstellen. Einige ihrer Werke sah man in Schaffhausen das letzte Mal vor mehr als zwanzig Jahren. Längst müsste man dieser musischen, zugleich zurückhaltenden und bescheiden auftretenden Malerin eine breitangelegte Ausstellung in unserer Region widmen. Die Wände, Schubladen, Mappen in ihrem Haus sind voller Fundstücke. Fritz Schären, der seine Frau grossartig unterstützt, ja fast ein bisschen vergöttert, zeigt auf eine Reihe alter Bücher, auf wahre Kleinode, die von der Künstlerin im Laufe der Zeit kunstvoll bemalt und bekritzelt wurden. Sie gehörten in eine Vitrine, müssten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Fülle ihrer bisher entstandenen Objekte ist beeindruckend, doch um Quantität allein geht es nicht. Beatrix Schärens Umgang mit Form und Farbe hat etwas Einmaliges, Eigenständiges. Es ist die Schönheit in ihren Darstellungen, gleichermassen aber auch ihr nicht nachlassender Versuch, das immerwährende Grauen in dieser Welt, die Schrecken des Lebens, des Todes mit phantastischen Bildern zu benennen und wohl auch zu bannen. Treffender sagt sie es selbst: «Ich habe den Vorgang des Malens einmal so beschrieben: Es ist wie bei einer Schlafenden, die geträumt hat und beim Erwachen erstaunt auf ihren Traum blickt.»

Schlossholz Herblingen Wo noch Stille herrscht, nur der Specht trommelt und die Frösche quaken

«Bäume, Felsen, Moos und die Stühle der Märchenerzählerin»: So umschreibt Beatrix Schären ihre Aktion, die im Vorfeld auch Forstmeister Walter Vogelsanger begutachtet und als seriös und interessant abgesegnet hat. Vogelsanger begrüsst das Vorhaben der Künstlerin, denn er kann sich gut vorstellen, dass dank der originellen kleinen «Ausstellung» die Schaffhauser das wunderschöne und wertvolle Waldstück hinter dem Schloss Herblingen noch besser kennenlernen. Es gibt, sagt der städtische Forstmeister, nur noch ganz wenige Gebiete im Kanton Schaffhausen mit dieser speziellen, ursprünglichen Waldgesellschaft, dieser Artenvielfalt samt Weihern. Der Rundgang entlang der Objekte von Beatrix Schären beschränkt sich auf einen kleinen Teil des naturnahen Laubmischwaldes, die idyllische und für Wanderer vortrefflich geeignete Landschaft umfasst insgesamt etwa 70 Hektaren. Im Norden grenzt das Gebiet ans Kurz- und Langloch auf Thaynger Gemarkung. Der Wald auf teilweise felsigem Untergrund steht unter Schutz und wird von den Besitzern extensiv bewirtschaftet, das heisst: Die Motorsäge hört man hier kaum, es wird selten in die Struktur des einzigartigen Biotopes eingegriffen. Eigentümer sind die Gemeinden Stetten und Schaffhausen sowie der Schlossherr. (-zer.)

Beatrix Schären Malerin seit frühester Kindheit

Stationen Beatrix Schären, verheiratet, drei erwachsene Söhne, wuchs in Schleitheim auf, malt und zeichnet seit frühester Kindheit, besuchte die Kunstgewerbeschule in Zürich, arbeitete als Illustratorin für den Artemis-Verlag. Ihre erste Ausstellung fand 1965 in der Galerie an der Stadthausgasse statt, seither folgten zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland. Kunst und Natur Voraussichtlich am 13./14. und 27.28. Juni lädt die Künstlerin zu einem Rundgang im Wald ein, Ausgangspunkt ab 9.30 Uhr ist das Schloss Herblingen. Auskunft über die Durchführung gibt am Vortag Tel. 0800 800 404 oder www.swisscom/1600.