PIERRE BOCION
Vernissage
23.
März 2006 ab 18.30 Uhr.
Der Künstler ist anwesend.*
*zudem noch an folgenden Samstagen: 1. April und 15. April 2006 jeweils 11-16
Uhr
Öffnungszeiten:
24. März bis 28. April 2006, Di-Fr 14-18 und Sa 10-16 Uhr
Visualisierte Menschen
Seit ich Novartis im Juli 1998 verlassen musste,
weil durch die Fusion von Sandoz und Ciba-Geigy 12'000 Menschen nicht mehr
gebraucht wurden, habe ich mich immer wieder mit einzelnen Menschen als auch mit
dem Kollektiv beschäftigt. In bildnerischer und schriftlicher Form sind meine
Gedanken, Überlegungen und Schlussfolgerungen festgehalten. Die ersten
zeichnerischen Abstraktionen, die ich zu diesem Thema publiziert habe, sind die
Strichmännchen, mit dem Bleistift oder Kugelschreiber auf Papier festgehalten.
Der Strich wird durch den inhärenten Rhythmus in der Hand mitgeformt. Jedes
Strichmännchen hat eine eigene, nicht kopierbare Erscheinungsstruktur und
Flächenverteilung.
Die in der Galerie 0 in Schaffhausen präsentierten Arbeiten entstanden in den
letzten 3 Jahren. Es sind semi-abstrahierte Farbstiftbilder, die einer
ironischen Symbolik folgen: kleiner Kopf, langer schmaler Hals, schlanker
Körperbau und zweidimensionale Darstellung. Die Zweidimensionalität, eine
flächige Ausdrucksweise, versinnbildlicht das Verhalten des Menschen. Oft
reduziert sich dieses auf die Bedürfnisse des Körpers und des Ego, und das
ganzheitliche Denken bleibt ein deklamatorischer Wunschtraum. Ausgangspunkt für
die Figurenbilder war immer ein Motiv, das mit dem menschlichen Tun in
Verbindung steht. Die Farben wurden intuitiv eingesetzt um das Motiv zu
illustrieren und ihm Leben einzuhauchen.
Eine zweite Gruppe von Bildern besteht aus Portraits von Menschen der
Zeitgeschichte, also von Personen die künstlerisch bearbeitet werden dürfen. Es
sind Leute, die ich seit vielen Jahren kenne und mich mit ihnen immer wieder
befasst habe. In den letzten zwei Jahren hinterfragte ich sie mit meinen
künstlerischen Mitteln. Die Portraits wurden mit dem Bleistift auf Holz
(60x80cm) skizziert und mit Oel gemalt. Der Hintergrund wurde gelb und die Köpfe
violette koloriert gestaltet. Mit diesen Komplementärfarben wird ein
tiefwirkender, zum Nachdenken anregender Effekt erzielt. Die visualisierten
Menschen haben eine leicht komische Ausstrahlung, die von mir nicht mit
rationaler Absicht gewählt wurde; das wurde aus meinem Innersten - emotional
beigesteuert. Die ausgewählten Personen mögen meine Darstellungsweise mit
künstlerischem Auge werten und begutachten.
Der Mensch ist am Anfang des 21. Jahrhundert in einer sehr kritischen Phase
seiner Evolution. Die Kunst kann die Probleme nicht lösen, aber sie ist
ästhetischer Motivator in dieser schwierigen Zeit. Sie bereichert durch ein Fest
der Farben, Linien, Formen, kurzum ihre philosophische Ausstrahlung unser Leben.
Ich bin gespannt auf das Echo meiner Werkpräsentation in Schaffhausen.
PS. Die Ausstellung widme ich meinem Sohn Marc, einem intensiven, kritischen
Gesprächspartner, den ich sehr vermisse.